Schul- und Unterrichtsentwicklung bei RuhrFutur
Schulen im Ruhrgebiet systemisch, strukturell und nachhaltig entwickeln und unterstützen
Im Überblick
Schul- und Unterrichtsentwicklung – was heißt das?
Schulen stehen unter einem hohen Entwicklungsdruck: Die Schülerschaft und das gesellschaftliche Umfeld verändern sich rasch – gerade in der Metropole Ruhr mit ihren vielfältigen Herausforderungen. Schulentwicklungskonzepte mit klarem Fokus helfen, das große Ganze im Blick zu behalten, sich zu fragen: Wo wollen wir hin und wie kommen wir dorthin?
RuhrFutur unterstützt und begleitet Grund- und weiterführende Schulen in der Metropole Ruhr bei ihren individuellen Entwicklungsprozessen. Das Ziel: Schulen integrieren Schulentwicklung als dauerhaften Prozess in ihren Alltag und steigern so ihre Unterrichtsqualität. Davon profitieren letztlich die Schüler*innen: Dank größerer Lernfortschritte verbessern sich ihre Bildungschancen.
Herausforderungen
- Jede Schule ist anders, daher müssen Entwicklungsprozesse individuell gestaltet werden.
- Für einen Schulentwicklungsprozess benötigen alle Beteiligten viel Zeit und Raum.
- Wichtig ist, das gesamte Kollegium in den Schulentwicklungsprozess einzubeziehen.
- Schulentwicklung ist ein Prozess, der niemals endet.
Ergebnisse
- Die Außensicht professionell Beratender wird als besonders hilfreich empfunden.
- Fortschritte ermutigen, den eigenen Schulentwicklungsprozess weiter voranzutreiben.
- Die positive Wirkung der Maßnahme zeigt sich unter anderem auch bei den Qualitätsanalysen.
- Das Programm fördert den Austausch der Schulen untereinander und das Lernen voneinander.
In Zahlen:
Über 110 Schulen
82
Über 4.500 Teilnehmer*innen
98 % zufriedene Teilnehmende
In der Praxis
Was Schul- und Unterrichtsentwicklung bewirkt
Dortmund-Nordstadt. Eine Grundschule mit 350 Kindern, zwei Drittel leben in sozial benachteiligten Familien, fast alle wachsen mindestens zweisprachig auf. Angesichts zunehmend heterogener Lerngruppen suchte die Libellen-Grundschule nach Wegen, um allen Kindern besser gerecht zu werden.
Die Vorstellungen waren klar umrissen: Jahrgangsübergreifende Eingangsklassen, mehr gemeinsames Lernen und mehr Freiarbeit sollten die Eckpfeiler des neuen Schulkonzepts sein – „eine Strukturveränderung, die gut durchdacht und begleitet werden musste“, sagt Schulleiterin Christiane Mika. Daher bewarb sie sich für die Schulentwicklungsmaßnahme von RuhrFutur. Mit Erfolg. „Das war das Beste, was ich bisher als systemstützende und -entwickelnde Maßnahme erlebt habe.“
Nach intensiven Qualifizierungsprozessen der Steuergruppe, Einzelberatungen durch einen Schulentwicklungsexperten und Hospitationen an anderen Schulen war das „Schiff auf Kurs“, wie die Schulleiterin es ausdrückt: mit jahrgangsübergreifenden Lerngruppen und einem neuen Konzept für die freie Arbeit.
Ganzheitlicher Ansatz
Das Team der Libellen-Grundschule hat sich Zeit genommen für den Entwicklungsprozess; das ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen, aber keine Selbstverständlichkeit: „Schulentwicklung als übergreifender Prozess wird im Schulalltag oft ein wenig an den Rand gedrängt“, beobachtet Doreen Barzel, Leiterin des Handlungsfelds Schule bei RuhrFutur. Doch neue Unterrichtskonzepte können nur dann erfolgreich und nachhaltig umgesetzt werden, wenn sie in einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess eingebunden sind. Dafür stellt RuhrFutur den schulischen Steuergruppen das nötige theoretische Wissen zur Verfügung und begleitet die praktische Umsetzung vor Ort.
Das Programm ist in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und Schulaufsichten entstanden. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Im Mittelpunkt der Schul- und Unterrichtsentwicklung stehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen. Sie sollen noch besser individuell gefördert und gestärkt sowie beim Entfalten ihrer Potenziale und Entwickeln ihrer Kompetenzen unterstützt werden.
Fragen und Antworten
Gut zu wissen
Was heißt Schul- und Unterrichtsentwicklung?
Schulentwicklung ist ein systematischer und dauerhafter Prozess der Weiterentwicklung der einzelnen Schule. Er wirkt sich auf die gesamte Schulgemeinschaft vor Ort und in der Region aus und trägt zu einer Steigerung der Bildungsqualität bei.
Warum benötigen Schulen Unterstützung bei diesem Prozess?
Im Schulalltag haben Fragen der Schulentwicklung oft wenig Platz. Aber Veränderung kann es nur geben, wenn man ein Thema systemisch, strukturell und nachhaltig angeht. Professionelle Schulentwicklungsberater*innen helfen dabei.
Auf welche Themen bezieht sich Schul- und Unterrichtsentwicklung?
Jede Schule setzt ihren eigenen Schwerpunkt, der in einer Zielvereinbarung festgehalten wird. Sprachbildung, Schulprogramm und Digitalisierung sind zum Beispiel Themen, mit denen Schulen sich im Rahmen der Maßnahme beschäftigen.
Wie ist die Maßnahme aufgebaut?
Das Angebot ist auf den Bedarf der Schule und die Situation vor Ort zugeschnitten, es wird von externen Schulentwicklungsberater*innen begleitet und umfasst drei Elemente:
• Qualifizierung der schulischen Steuergruppe
• individuelle Schulberatung vor Ort
• didaktische Trainings bzw. fachliche Qualifizierungen für das Kollegium
Wie können Schulen an der Maßnahme teilhaben?
Interessierte Schulen bewerben sich bei RuhrFutur für die Teilnahme. Darüber hinaus steht allen Schulen – nicht nur den Partnerschulen von RuhrFutur – das digitale Veranstaltungsprogramm von RuhrFutur offen.
Abschluss Schul- und Unterrichtsentwicklung, Phase 2
Am 17. Juni wurde die zweite Phase der Maßnahme „Schul- und Unterrichtsentwicklung“ im Rahmen einer digitalen Abschlussfeier beendet. In den vergangenen knapp zweieinhalb Jahren haben die insgesamt 42 teilnehmenden Schulen ihre jeweiligen Steuergruppen qualifiziert.
„Steuergruppen sind nicht nur Organisationseinheiten, sondern sie bringen den Ball ins Rollen“, betonte Silvia-Iris Beutel, Professorin für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik an der TU Dortmund, bei der Präsentation der wissenschaftlichen Evaluation.
Die Maßnahme sorgte mit ihren strukturierten Fortbildungen und Seminaren für den zeitlichen Rahmen, in dem individuelle Veränderungsprozesse mit Hilfe der externen Schulentwicklungsberater*innen angestoßen wurden und intensiv an den selbst gewählten Projekten gearbeitet werden konnte. Die Ergebnisse wurden dann in die jeweiligen Schulkollegien übertragen.
Der große Wunsch, Veränderungen herbeizuführen, trug wesentlich dazu bei, die coronabedingten Herausforderungen zu meistern und die begonnenen Veränderungen nicht ins Stocken geraten zu lassen. „Der Lockdown hat zwar viel durcheinandergewirbelt, aber das Coaching hat uns wieder in die Spur gebracht“, so Stephan Klammt vom Robert-Bosch-Berufskolleg Dortmund, der die Unterstützung durch die Schulentwicklungsberater*innen positiv hervorhob. Insbesondere weil diese die Schulformen sowie deren Besonderheiten im Blick behielten und darauf individuell eingegangen sind.
Die Schulentwicklungsprozesse müssen nun weiter vorangetrieben und die Arbeit der Steuerungsgruppen verstetigt werden. Einen interschulischen Austausch kann ein neuzugründendes Alumninetzwerk ermöglichen, ebenso wie die digitalen Fortbildungsangebote im Rahmen des RuhrFutur-Veranstaltungsprogramms.
Die dritte Phase der Schul- und Unterrichtsentwicklung legt den Schwerpunkt auf die Digitalisierung von Schule und Unterricht. Im Rahmen von “Klasse!Digital” – so heißt das neue Programm – werden RuhrFutur, das nordrhein-westfälische Ministerium für Schule und Bildung (MSB) und die Wübben Stiftung gemeinsam Schulen nachhaltig in ihren Entwicklungsprozessen stärken sowie unterstützen.
Ausblick
Digitalisierung im Fokus
Wie geht es weiter mit dem 2014 gestarteten Programm zur Schul- und Unterrichtsentwicklung? In Zeiten der Pandemie gilt es, flexibel zu bleiben. „Schul- und Unterrichtsentwicklung darf auch in Krisenzeiten nicht abreißen“, betont Doreen Barzel, Leiterin des Handlungsfelds Schule bei RuhrFutur.
Wegen der erstmals im Frühjahr 2020 geltenden Kontaktbeschränkungen stellten sie und ihr Team die Präsenzangebote in Windeseile auf digitale Formate um. So ging das Programm 2020 weitgehend online über die Bühne. Das Veranstaltungsangebot mit Vorträgen und Webinaren, Online-Netzwerken, interaktiven Workshops und digitalen Fortbildungen wird seitdem stetig ausgebaut und ist auch für jene Schulen offen, die nicht an der RuhrFutur-Maßnahme teilnehmen.
2021 soll die nächste Maßnahme zur Schul- und Unterrichtsentwicklung starten. Trotz der fast unbegrenzten virtuellen Möglichkeiten hofft man auf mehr Veranstaltungen in Präsenz, denn die Entwicklungsprozesse leben auch vom persönlichen Austausch und Netzwerken der Teilnehmenden. Schwerpunkt der neuen Maßnahme wird die Digitalisierung sein – ein Thema mit höchster Aktualität.
„Bei der Digitalisierung von Schulen geht es um viel mehr als um digitale Endgeräte“, sagt Doreen Barzel. Es müsse ein Gesamtverständnis für das Thema geben. „Nur wenn das Thema Digitalisierung und damit verbunden auch das Lernen und Unterrichten auf Distanz in den gesamtschulischen Kontext eingebunden ist, kann es dauerhaft ein Gewinn für Schüler*innen und Lehrkräfte sein.“ Somit ist Digitalisierung ein geradezu idealer Schwerpunkt für den Prozess der Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Perspektivisch wollen Doreen Barzel und ihr Team Schulentwicklung als Kooperation von Kommune und Land vor Ort nachhaltig verankern. Damit dies gelingt, sollten Kommunen sich gemeinsam mit der Schulaufsicht und der staatlichen Lehrkräftefortbildung stärker inhaltlich für ihre Schulen verantwortlich fühlen. Im Gegenzug ist es notwendig, dass Schulen nachhaltige Veränderungsprozesse einläuten und ihre Entwicklungsziele dabei im Blick behalten.