Direkt zum Inhalt
Menü

Heldi kehrt zurück

18. Juni 2020
Heldi
Mit Beginn der Corona-Krise erdachte die Astrid Lindgren-Schule in Mülheim den Superhelden „Heldi“, der seitdem die Kinder durch die Krise begleitet. Im zweiten Teil berichten Kathrin Gollmann und Kirsten Heer vom Wiedereinstieg in den Schulalltag.

Heldi kehrt zurück – Ein Superheld begleitet die Grundschülerinnen und Grundschüler durch den Corona-Alltag 

Seit Monaten steht die Welt Kopf: Infektionszahlen, Lockdown, Corona-Schutzmaßnahmen … All das bestimmt unseren Alltag – und den der Kinder. Als Grundschule tragen wir Verantwortung für rund 250 Schülerinnen und Schüler und versuchen dieser mit allem, was uns zur Verfügung steht, gerecht zu werden. So erfanden wir unter anderem den kleinen Superhelden Heldi. Mittlerweile gibt es drei Episoden (s)einer Geschichte, in der Schule hängen Plakate, auf denen Heldi den Abstand anzeigt oder erläutert, auf was wir achten müssen u.v.m.

HELDI – EINE ERFINDUNG, DIE DURCH DEN SCHULALLTAG HILFT

Heldi ist Schüler der Astrid Lindgren-Schule. Er erlebt, wie unsere Schülerinnen und Schüler, den ganz normalen Wahnsinn der Corona-Zeit. Im ersten Teil der Geschichte muss er die Zeit zu Hause verbringen und sich mit den Aufgaben des Distanzlernens auseinander setzen. Der zweite Teil erzählt von seiner Rückkehr in die Schule an nur wenigen Tagen. Und schließlich erlebt Heldi im dritten Teil, dass er mit allen anderen Kindern wieder an jedem Tag zur Schule kommen kann – zumindest für die 10 Tage bis zum Beginn der Sommerferien 2020. Dabei werden die Vorgänge und Regeln genauso erklärt, wie sie auch „in echt“ von den Kindern eingehalten werden müssen. Nebenbei erfahren die Kinder, was das Corona-Virus ist und warum diese Regeln alle so notwendig sind.

Und Heldi hat ganz normale Empfindungen: Manchmal fürchtet er sich ein bisschen und fragt sich, ob er gesund bleiben kann, manchmal ist er übermütig und vergisst vor lauter Wiedersehensfreude die Abstandsregeln

SUPERKRÄFTE EINES SUPERHELDEN

Aber ein paar Dinge sind eben doch anders: Schließlich ist Heldi ein Superheld. Er trägt an seinem linken Handgelenk einen „Superkraftanzeiger“. Wenn es Heldi nicht gelingt, sich an die Regeln zu halten, verliert er Energie. An seinem anderen Handgelenk ist eine „Superheldensuchmaschine“. Die funktioniert wie eine Smartwatch: Heldi kann auf dem Display Fragen eintippen und erhält Antworten, die ihm manchmal in diesen verwirrenden Zeiten den nötigen Durchblick verschaffen. Und dann gibt es auch noch den „Fühlometer“. Auf Heldis T-Shirt ist ein H. Wenn es Heldi gut geht und er sich sicher fühlt, leuchtet das H knallrot. Fühlt er sich nicht so gut, dann verliert das H Farbe und ist nur noch gelb. Werden die schlechten Gefühle sehr stark, ist das H gar nicht mehr zu sehen.

HELDI IM EINSATZ 

Heldi begleitet die Kinder der Astrid Lindgren-Schule durch den Alltag und hilft, sich den besonderen Herausforderungen zu stellen. So waren die Geschichten und Aufgaben dazu Teil des Distanzlernens. Auch im Unterricht werden die Geschichten gelesen und die Erlebnisse zum Gesprächsanlass gemacht. Jedes Kind hat einen eigenen Button bekommen mit einer Superheldennummer. Diese half bei der schrittweisen Wiederaufnahme des Unterrichts, die Kinder einzeln in das

Schulgebäude zu rufen, sie einzeln durch das Schulgebäude zu schleusen und den Weg auf den Platz im Klassenzimmer zu finden. Überall im Gebäude hängen Heldi-Figuren, die verdeutlichen, was es heißt, 1,50 Meter Abstand zu halten usw. 

Die Kinder beginnen und beenden jeden Schultag mit Heldi. Zu Beginn werden alle Kinder aufgefordert, sich den drei Farben des Hs auf Heldis Fühlometer zuzuordnen: Wie fühlst Du Dich? Ist Dein H gerade knallrot, eher gelb oder sogar weiß und gar nicht zu sehen? Die Kinder bekommen Gelegenheit, über ihre Gefühle zu sprechen. Viele Ängste und Unsicherheiten können so jeden Tag aufs Neue thematisiert werden. Aber auch die Schilderung von positiven Dingen und Erlebnissen haben so ihren Raum. Am Ende des Schultages platzieren die Kinder eine kleine Wäscheklammer an ihrem eigenen Superkraftanzeiger. Wenn sie die Klammer am vollen, grünen Balken anheften, haben sie sich nach eigener Einschätzung sehr gut an alle Regeln gehalten. Rutscht die Klammer zum roten Balken, so können die Kinder gemeinsam überlegen, was nicht so gut gelaufen ist und was sie verbessern können. 

Wie wird man Kindern in diesen Zeiten gerecht?

Der Grundschulalltag verlangt den Kindern und Erwachsenen viel ab. Das Kollegium erfindet „Schule“ gefühlt täglich neu. Es gilt, den Vorgaben mit Blick auf die personellen und architektonischen Möglichkeiten gerecht zu werden. Immer wieder müssen wir andere Regeln aufstellen, erfinden neue Abläufe, ändern Zeiten etc. Und das alles immer in der Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder – sie haben ein Recht auf Unterricht und sollen von uns auf ihrem Bildungsweg bestmöglich begleitet werden. Gleichzeitig sollen sie bitte unbedingt gesund bleiben. Deshalb  wird der Schultag immer „kindUNgerechter“ und strotzt nur so vor Einschränkungen. Und was macht das alles mit den Kindern? Wie verkraften kleine Seelen das? Wir wissen es nicht. Wir können nur ständig unsere Augen und Ohren offen halten. Irgendwie. 

So haben die Kinder häufig den Wunsch, sich fernab von ihren Klassenkameradinnen und -kameraden mit Frau Heer als Schul-Sozialpädagogin auszutauschen. Sonst ist es üblich, dass die Bürotür offen steht und die Kinder jederzeit das Gespräch mit der Pädagogin suchen können. Um diese Möglichkeit unter Wahrung aller Hygieneregeln aufrechtzuerhalten, gibt es nun einen Superheldenbriefkasten vor der Bürotür. Die Kinder können hier einen Zettel mit ihrem Namen hineinwerfen und werden dann im Laufe des Tages von Frau Heer aus dem Unterricht geholt. Gerade heute war es einer Erstklässlerin ein großes Bedürfnis über „das Kribbeln im Bauch“ zu reden, das sie so verunsichert und sie ständig ablenkt. Auf die Frage, wo das Kribbeln denn herkäme, sagte das Mädchen: „Es ist alles so anders! Ich will das nicht mehr. Ich habe immer Angst, dass etwas passiert! Und ich will endlich wieder ohne Maske mit allen Kindern spielen. Ganz nah. Und vor allem will ich Spaß haben!“ 

Nun, das Problem ist nicht lösbar – das schafft auch kein Superheld. Aber es kann uns gelingen, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben und Zuversicht zu vermitteln. Unser Credo in dieser Zeit: Du bist nicht alleine. Wir schaffen das gemeinsam. Wir sind nämlich alle auf irgendeine Weise Superheldinnen und Superhelden!    

Heldi kehrt in Schule zurück – Heldi III - Download

WIR DANKEN DER ASTRID LINDGREN-SCHULE, BESONDERS FRAU KIRSTEN HEER UND FRAU KATHRIN GROLLMANN, FÜR DIESEN ERNEUT INSPIRIERENDEN BEITRAG!